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WIE DIE NATUR KREATIVE PROZESSE IM DESIGN THINKING UNTERSTÜTZEN KANN

Naturräume wie Wälder, Berglandschaften oder Sandstrände am Meer üben oft eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Viele Menschen verbringen daher regelmäßig unverplante Zeit in der Natur und schöpfen daraus Kraft und Inspiration. Kraft und Inspiration sind die Grundvoraussetzungen für kreative Leistungen und Innovation. Da stellt sich die Frage, wie die Natur auch für kreative Prozesse im Design Thinking unterstützend sein kann. Genau darum geht es in diesem Artikel. Hier erfährst du, wie durch Natur-inspiriertes Design Thinking die kreative Schöpferkraft der Teammitglieder erhöhen werden kann.


„Natur“ bezeichnet in diesem Artikel im weitesten Sinne der Biologie die belebte und unbelebte Umwelt mit Tieren, Pflanzen und Mineralien. In größeren Betrachtungsweisen wird auch von Ökosystemen oder Biomen gesprochen. Zwischen den darin lebenden Organismen und den Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft findet ein reges Wechselspiel statt.

Es findet ein reges Wechselspiel zwischen Organismen und den Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft statt.

In den Naturwissenschaften sind bereits zahlreiche Versuche unternommen worden, Natur und ihre Phänomene zu klassifizieren und zu erklären. Doch was Natur letztendlich für uns persönlich und beruflich bedeutet, obliegt ganz unserer eigenen Auffassung und Interpretation.

Erfindungen der Natur

Seit jeher haben wir uns die Natur zu Nutze gemacht. Die meisten für uns heute sehr wichtigen Erfindungen sind aus einfacher Naturbeobachtung hervorgegangen: Die selbstständige Entfachung des Feuers wurde von unseren steinzeitlichen Vorfahren wahrscheinlich spontan durch das Aneinanderschlagen von zwei Feuersteinen entdeckt. Das „Aha-Erlebnis“: Funken auf trockenem Material qualmen und fangen bei zusätzlicher Luftzufuhr an zu brennen! 

Viele wichtige Erfindungen sind aus einfacher Naturbeobachtung hervorgegangen.

Der Blick in die Lüfte und auf die Pflanzenwelt ergab ebenfalls viele grundlegende Entdeckungen: Leonardo Da Vinci entwarf Flugmodelle nach dem Vorbild waagerechter Flügel des Ahorns und der Federn von Vögeln. Der Ingenieur Georges de Mistral zupfte nach Spaziergängen immer wieder die Früchte der Großen Klette aus dem Fell seines Hundes und fragte sich, was diese Kletten so gut haften ließ. Unter dem Mikroskop entdeckte er stabile und gleichzeitig flexible Häkchen und erfand in direkter Kopie den Klettverschluss. Doch das sind nur Beispiele, wie große Erfindungen in und mit der Natur entwickelt worden sind.

Die Rhythmen und Kreisläufe der Natur

Die Natur hält Wertvolles für uns bereit. Jedoch ist sie kein „Kreavititätsbooster“, aus der wir Kreativität auf Pump herausleiten können. Die Natur „boostet“ Kreativität, wenn der Moment dafür gekommen ist, aber schwächt sie genauso wieder ab, wenn die Zeit reif ist. Wie ein Apfelbaum, der erst im Verlauf der Jahreszeiten Früchte trägt.

Die Natur verstärkt Kreativität und schwächt sie wieder ab, wenn die Zeit reif ist.

In gleicher Weise wächst Gras laut einem Sprichwort auch nicht schneller, wenn man daran zieht. Die Natur folgt ihren eigenen Rhythmen und Kreisläufen. Diese entziehen sich weitgehend den linearen Vorstellungen und der Kontrolle des Menschen. Wir Menschen sind dabei selbst ein Teil der Natur. Auch wenn diese Verbindung in modernen Wirtschaftsgesellschaften kaum noch als Selbstverständlichkeit erlebbar ist.

Die Naturwahrnehmung der Menschen

Seit die meisten Menschen in Städten leben, bestimmen technologische Hilfsmittel und Beschleunigung ihr Leben. Naturleben und Naturwahrnehmung haben sich allmählich verändert. Naturphänomene, die für den einen Anlass zu Unruhe und Panik sind, genießen andere gelassen und gewinnen daraus neue Lebenskraft.

Bizarre Berglandschaften, dramatische Gewitterstimmung, starker Wind oder hohe Wellen erleben wir zum Beispiel sehr intensiv und fühlen uns dabei lebendig. Währenddessen wirken wellenlose Seen eher beruhigend und die Wüste kann unseren Horizont erweitern und unser Gemüt befreien. Die Wirkung ist jedoch für jeden Menschen und je nach Tages- und Jahreszeit unterschiedlich.

Gedanken und Gefühle in der Natur

Mit Naturlandschaften assoziieren wir verschiedene Gedanken und Gefühle. Je nachdem welchen Umgebungen wir uns aussetzen und welche Aktivitäten wir dort ausüben. So können wir auch sehr unterschiedliche und besondere Bewusstseinszustände und damit Kreativitäts- und Entscheidungsebenen einnehmen. Niemand kommt aus der Natur wie er hineingegangen ist. Wie ein bekanntes Sprichwort von Albert Einstein sagt, können Probleme auch nicht mit denselben Mitteln gelöst werden, mit denen sie entstanden sind. Eben deshalb bedarf es einer Veränderung.

Niemand kommt aus der Natur wie er hineingegangen ist.

Friedrich Nietzsche schrieb: „Traue nie einem Gedanken, der im Sitzen entstanden ist.“ Daher eignen sich Naturaufenthalte in Bewegung nicht nur sehr gut zu Erholungszwecken, sondern vor allem auch zur Ideenfindung.

Die Freisetzung kreativer Ideen

Neue, ungewöhnliche Lösungswege entstehen oft beim Gehen draußen. Antworten auf persönliche und berufliche Fragestellungen kommen meist durch bloßes Sein in der Natur. Eine Untersuchung bestätigt, dass innovative Ideen vor allem in freier Natur entstehen und das Büro im Vergleich bei der Ideengenerierung wenig effizient ist.

Auch wenn die Methode der Untersuchung diskutabel und das Veröffentlichungsdatum schon etwas in die Jahre gekommen ist, geht von dieser Untersuchung dennoch eine einleuchtende Erkenntnis aus: Der Aufenthalt in der Natur kann kreative Prozesse unterstützen.

Innovative Ideen entstehen vor allem in freier Natur, das Büro ist im Vergleich wenig effizient.

Wer kennt das nicht? Man spaziert durch den Park oder Wald und plötzlich blitzen neue Ideen intuitiv einfach so auf. Das mag an der körperlichen Bewegung liegen oder daran, dass unser Gehirn draußen an der frischen Luft besser mit Sauerstoff versorgt ist. Wenn wir unsere gewohnte Komfortzone verlassen haben und uns draußen dennoch wohl und sicher fühlen, kann unsere kreative Kraft freigesetzt werden. Um gute Voraussetzungen für Natur-inspiriertes Design Thinking zu schaffen, sollten Design Thinking Teams also raus in die Natur gehen.

Ausweitung des Raumes nach Draußen

Design Thinking Teams wechseln in der Observe-Phase bewusst den Ort und begeben sich in die Lebenswirklichkeit ihrer Kunden. Hierbei werden alle Beobachtungen notiert, um ein möglichst ganzheitliches Bild von den Kundenbedürfnissen zu erhalten. Wenn alle relevanten Fakten erhoben und im Team zusammengetragen sind, wird es Zeit für einen neuen Perspektiv- und Ortswechsel. Seminarräume, die mit bunten Materialien ausgestattet sind und ähnlich wie ein Kunstatelier dekoriert sind, können kreative Prozesse fördern.

Wenn alle relevanten Fakten zusammengetragen sind, wird es Zeit für einen Ortswechsel.

Jedoch geht es im Natur-inspirierten Design Thinking darum, den Raum flexibel nach Draußen auszuweiten. Dann wird sich fernab von tickenden Time Timern der Naturbeobachtung und dem bloßen Sein in der Natur gewidmet. Es ist ein Naturerlebnis mit allen Sinnen. In der Natur dürfen wir wie unerschrockene Kinder sein, denn sie beurteilt uns nicht. Getragen vom Prozess des multidisziplinären Design Thinking Teams können wertvolle, kreative Ideen entstehen, die zuvor in geschlossenen Räumen nicht einmal gedacht wurden. Der Raum hat also einen entscheidenden Einfluss auf die Lösungsfindung.

Nachhaltige Lösungsfindung in der Natur

Es geht darum, Lösungen zu entwickeln, die kunden-zentriert sind und gleichzeitig Umweltbelange in einem größeren systemischen Zusammenhang einbeziehen. Natur-inspiriertes Design Thinking zielt also darauf ab, sowohl Kundenbedürfnissen als auch ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten gerecht zu werden. In der Natur-inspirierten Ideenfindung ist ein Design für eine nachhaltige Entwicklung inbegriffen.

Materialien aus der Natur

Ausdruck kann Natur-inspiriertes Design auch in der Wahl der Materialien für Prototypen erhalten. Zur Erstellung von Prototypen können zum Beispiel Naturmaterialien wie Blätter, Äste oder Steine verwendet werden. So wird es auch im Land-Art gemacht, bei der zur Visualisierung von Ideen Naturmaterialien vor Ort verwendet werden. In der Natur kommen innovative Ideen, kreative Lösungen und geeignete Materialien oft wie ganz von selbst. Wir müssen nur offen dafür sein und gleichzeitig unsere selektive Wahrnehmung darauf richten.

Naturpoesie: Mehrere Lösungen für eine Challenge

Besonders eindrücklich offenbart sich die Wirkung der Natur durch Analogien,Symbole, Vergleiche oder Metaphern. Ähnlich wie in der Natur-Poesie. Diese können zum Beispiel in der Ideate-Phase als Gedankenstütze genutzt werden. In der Ideate-Phase geht es darum, mehrere Lösungen für eine Design Thinking Challenge zu entwickeln. Hier ein paar Beispiele aus der Natur:

  • Pflanzen produzieren häufig eine Vielzahl an Samen um die Wahrscheinlichkeit zur Keimung neuer Sprösslinge zu erhöhen; Sprösslinge sind wie Ideen.
  • Ein mäandrierender Fluss, vom Berg aus betrachtet, kann bildlich aufzeigen, dass Projekte und Prozesse nicht immer geradlinig verlaufen, sondern sich ihren Weg entlang vieler Hindernisse (Felsen) hin- und her bahnen.
  • Der Eichenbaum als Analogie für Verwurzelung (Wurzeln), Standfestigkeit(Stamm) und Gedanken, die sich über Äste in den Himmel ausbreiten
  • Eine Weide hat biegsames Holz. Würden die Äste starr sein, so würden sie im Wind brechen. Das kann ein Sinnbild für Agilität, Flexibilität und Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen sein

“Out of the Box” durch Ortswechsel

Der Ortswechsel in ausgewählte Naturräume (Wald, Stadtpark, Wüste, Flussufer, Meer, Berge) fördert im Vergleich zum bloßen Aufenthalt im Büro das „Out of the Box“- Denken von Design Thinking Teams. Wenn das Team mindestens für eine Stunde raus geht, kommt es mit neuen Ideen zurück.

Jedes der einzelnen Mitglieder ist bei sich selbst angekommen und konnte sich beim „Walk and Talk“ locker mit den anderen unterhalten. Hierbei kann die Natur nur „grüne Kulisse“ oder aber auch aktiver Bestandteil im kreativen Prozess sein. Die meisten Landschaften sind reich an Analogien, Metaphern, Symbolen und Dingen, die als Gedankenstützen in kreativen Prozessen dienen können.

Der Erfolg von Natur-inspiriertem Design Thinking

Schlussfolgernd ist erkennbar, dass Natur-inspiriertes Design Thinking sehr wirksam ist, da die meisten Erfindungen bisher in und mit der Natur entstanden sind. Der Aufenthalt draußen bietet nicht nur Entspannung, sondern auch Abwechslung zu Büro- und Seminarräumen. Dadurch wird das „Out-of the Box“-Denken in kreativen Prozessen erleichtert.

Besonders in der Ideale-Phase und zur Erstellung von Prototypen kann der Ortswechsel nach draußen sinnvoll sein. Der Erfolg eines neuen Produktes oder einer Dienstleistung misst sich künftig nicht nur an der Erfüllung von Kundenbedürfnissen, sondern auch an ihrer ökonomischen, ökologischen und sozialen Machbarkeit.

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